Meyer trifft Mediziner… Dr. Kaweh Mansouri im Gespräch. Ein Blick in die Augenheilkunde und darüber hinaus

Auf seinem Podcast “Meyer trifft Mediziner” spricht der Zürcher Schriftsteller Thomas Meyer mit Ärztinnen und Ärzten über ihre Arbeit, ihre Motivation und ihre Sicht auf Medizin und Gesellschaft. In einer aktuellen Folge traf Meyer den renommierten Schweizer Augenarzt Prof. Kaweh Mansouri zum Gespräch – einen der führenden Spezialisten für Glaukom und Konsiliararzt der ELZA Augenklinik in Zürich.

Gleich zu Beginn nutzt Meyer die Gelegenheit, sich selbst einer augenärztlichen Untersuchung zu unterziehen – für den Hörer wird daraus eine anschauliche Demonstration moderner Augenheilkunde. Dr. Mansouri erklärt, wie es Augenärzten möglich ist, mit vergleichsweise einfachen optischen Instrumenten direkten Einblick in das zentrale Nervensystem zu gewinnen: “Das Auge ist eine Ausstülpung des Gehirns”, so Mansouri, “und erlaubt uns als einziges Organ, Nerven und Gefässe unmittelbar und nichtinvasiv zu betrachten.”

Der Schwerpunkt des Gesprächs liegt auf dem Glaukom, dem “grünen Star” – einer chronischen, anfangs symptomlosen Erkrankung, bei der es ohne frühzeitige Diagnose und Therapie zu irreversiblen Nervenschäden kommen kann. Dr. Mansouri betont die Bedeutung regelmässiger Vorsorgeuntersuchungen ab dem 45. Lebensjahr: “Oft sind bereits 50 Prozent des Gesichtsfeldes verloren, bevor der Patient es bemerkt.”

Mansouri schildert differenziert die heutigen Therapiemöglichkeiten: Von drucksenkenden Augentropfen über Laserbehandlungen bis hin zu chirurgischen Verfahren, einschliesslich der minimalinvasiven Glaukomchirurgie (MIGS), bei der winzige Stents implantiert werden. Dabei spart er auch aktuelle gesundheitspolitische Herausforderungen in der Schweiz nicht aus: So werden MIGS-Stents derzeit nicht von der Grundversicherung übernommen, was Mansouri kritisch als Entstehung einer Zwei-Klassen-Medizin beschreibt.

Ein weiteres Thema ist der zunehmende Einsatz von Künstlicher Intelligenz in der Augenheilkunde. Mansouri beschreibt, wie KI-gestützte Bildgebung schon heute Diagnostik und Verlaufsbeurteilung präziser macht und perspektivisch auch bei der Medikamentenentwicklung erhebliche Fortschritte ermöglichen könnte. Als Beispiel nennt er laufende Bemühungen, durch Netzhautscans frühzeitig Hinweise auf neurodegenerative Erkrankungen wie Alzheimer zu gewinnen.

Das Gespräch bleibt nicht auf medizinische Fachthemen beschränkt. Meyer und Mansouri diskutieren auch über gesellschaftliche Verantwortung von Ärztinnen und Ärzten, die politische Kultur der Schweiz und die Bedeutung intergenerationeller Erfahrung für die Wahrung demokratischer Werte. Persönliche Einblicke in Mansouris persisch-österreichische Herkunft, seine Liebe zur Schweizer Natur sowie zu persischer Küche runden die Folge ab.

Dr. Kaweh Mansouri verbindet in seiner Arbeit klinische Exzellenz, chirurgische Erfahrung und wissenschaftliche Innovation. Neben seiner Tätigkeit in Lausanne unterstützt er als Konsiliararzt das ELZA Institute in Zürich insbesondere in komplexen Glaukomfällen. Das ausführliche Gespräch gibt nicht nur einen Einblick in die modernen Möglichkeiten der Augenheilkunde, sondern auch in die Haltung eines Arztes, der seine Rolle weit über das eigene Fachgebiet hinaus versteht.