Auf den ersten Blick sind die Zahlen beruhigend. Über 90% der Kontaktlinsenträgerinnen und -träger in der Schweiz fühlen sich im Umgang mit ihren Linsen gut informiert. Aber fragt man sie, was sie tun würden, wenn ihr Auge rot wird oder schmerzt, gehen die Meinungen auseinander.

Bei einer Studie, deren Autor der medizinische Direktor von ELZA, Prof. Dr. Dr. Farhad Hafezi, MD, PhD, FARVO, ist, wird die Kluft zwischen dem wahrgenommenen Wissen und dem tatsächlichen Verhalten bei Komplikationen untersucht. Diese Studie, die kürzlich in Klinische Monatsblätter für Augenheilkunde erschien, befragte 172 Kontaktlinsenträger, wie sie auf zwei häufige, aber potenziell ernste Situationen reagieren würden: Monokulare Rötung und Schmerzen.

Die Ergebnisse sind ernüchternd. In Fällen von Augenrötung, 77% sagten, sie würden keine professionelle Hilfe in Anspruch nehmen. Bei monokularen Schmerzen - ein rotes Fähnchen für mikrobielle Keratitis - würde immer noch mehr als ein Drittel keinen Arzt aufsuchen. Und nur 14,3% sagten, sie würden innerhalb von 24 Stunden einen Augenarzt aufsuchen.

Das ist ein Problem.

Denn mikrobielle Keratitis wartet nicht. Sie kümmert sich nicht darum, wie sicher sich jemand in Bezug auf seine Kontaktlinsenhygiene fühlt. Sie breitet sich aus, hinterlässt Narben und kann das Sehvermögen innerhalb von Tagen zerstören. Die Diskrepanz zwischen dem, was die Menschen zu wissen glauben, und dem, wie sie tatsächlich reagieren, ist ein ständiges - und gefährliches - Thema bei der Sicherheit von Kontaktlinsen.

Die Studie ergab auch, dass 30% der Befragten Linsen für Keratokonus trugen, eine Gruppe, die häufig Spezialdesigns wie RGPs oder Sklerale verwendet. Diese Patienten sind auf ihre Linsen nicht nur zur Sehkorrektur, sondern auch für das tägliche Leben angewiesen. Doch auch sie tappten in die Falle der verzögerten Versorgung.

Daraus ergibt sich ein einfaches Bild: Aufklärung ist nicht genug, wenn sie nicht in die Tat umgesetzt wird. Kontaktlinsenträger brauchen nicht nur eine Informationsbroschure über Händewaschen, sondern sie brauchen eine klare, szenariobasierte Anleitung - was sie tun sollen, wann sie es tun sollen und warum es wichtig ist.

Und wie diese Studie deutlich macht, müssen sie daran erinnert werden, dass rote Augen und Schmerzen nicht nur lästig sind. Sie sind Warnzeichen.

Bei ELZA sehen wir viel zu oft die Folgen des Zögerns - Augen, die nicht nur durch Krankheitserreger geschädigt werden, sondern auch durch die Verzögerung der Behandlung. Dieses Studie macht eines deutlich: Wir müssen die Lücke zwischen gefühlter Sicherheit und tatsächlichem Risiko schliessen.

Referenz

Perschak P, Said S, Metzler S, et al. Selbsteinschätzung des Wissens vs. Reale Reaktionen in simulierten Notfallsituationen bei Kontaktlinsenträgern in der Schweiz. Klin Monbl Augenheilkd. 2025;242(4):339-345. Link.