- Farhad Hafezi, Wissenschaftliche Publikation
- von Prof. Farhad Hafezi
- April 27, 2022
Der Gebrauch von ultraviolettem Licht und Vitamin B2 (Riboflavin) zur Sterilisierung von Oberflächen und Lösungen ist nicht neu. Diese Kombination wird seit Jahrzehnten in der Medizin und der chemischen Industrie angewandt. So wird zum Beispiel die Anzahl Mikroben in grossen olympischen Schwimmbecken häufig mit Vitamin B2 und Sonnenlicht reduziert. Daneben wird die Technologie seit Jahren eingesetzt, um die Anzahl an Bakterien in Bluttransfusionenzu reduzieren. Daneben wurde auch die SODIS (Solar Disinfection)-Technologie von der ETH Zürich entwickelt, um die Belastung von Trinkwasser mit Mikroben zu verringern. Hier wird Vitmain B₂ zu Wasser in PET Flaschen gegeben und diese dann während mehrerer Stunden direktem Sonnenlicht ausgesetzt. Nach dieser Behandlung sind Bakterien, Pilze und sogar Viren in der Flasche abgetötet.
UV-Licht und Vitamin B₂ sind die Bestandteile des Cross-Linking der Hornhaut, welches seit 2002 zur Behandlung des Keratokonus eingesetzt wird und welches wir maßgeblich mitentwickelt haben. Es stellte sich also die Frage, ob die Methode eventuell auch bei Infekten der Hornhaut eingesetzt werden kann.
In den Jahren 2006 und 2007 hat unsere Gruppe in Zürich die weltweit ersten Patienten mit dieser neuen Methode behandelt. Es wurden nur Patienten behandelt, die nach Behandlung mit Antibiotika keinerlei Verbesserung zeigen. Der Erfolg war vielversprechend und der Anfang eines Forschungszweiges, der immer mehr an Bedeutung gewinnt.
Am internationalen Cross-Linking Kongress in Zürich im Jahr 2014 schlugen Farhad und Nikki Hafezi einen neuen Begriff vor, der das Cross-Linking für Infekte besser beschreiben soll: PACK-CXL (photoactivated chromophore for infectious keratitis). Der Vorschlag wurde angenommen und seither für diese neue Behandlungsmethode benutzt.
Es gibt eine Reihe von Gründen, diese neue Methode einzusetzen:
Es wirkt auf drei verschiedene Weisen:
1) Es verhindert die Vermehrung von Mikroorganismen, indem es die Erbsubstanz deaktiviert,
2) Es tötet Mikroorganismen direkt durch einen sehr hohen oxidativen Stress und
3) Es erhöht den Widerstand des Gewebes gegenüber der entzündlichen Verdauung.
DNA-Deaktivierung
Oxidativer Stress
Widerstand gegenüber Verdauung
Im Jahr 2021 wurde eine große, internationale, multizentrische Phase-III-Studie veröffentlicht , an der Patienten mit einer infektiösen Keratitis teilnahmen, die vermutlich durch Bakterien, Pilze oder eine Mischung aus beidem verursacht wurde. Die Patienten wurden entweder mit PACK-CXL oder mit einer antimikrobiellen Standardtherapie behandelt. Die Behandlung wurde als erfolgreich definiert, wenn jegliche Anzeichen einer Infektion verschwunden waren und die Hornhaut reepithelisiert war (d. h. die Zellen an der Oberfläche der Hornhaut über der Infektionsstelle wieder nachgewachsen waren).Das Ergebnis: Beide Behandlungen waren zu etwa 90 % erfolgreich, und bei der Zeit bis zur Reepithelisierung gab es keinen Unterschied zwischen den Behandlungsgruppen.
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